'Bayern-Foul kostet uns 10 Millionen'
26.01.2007
Von Robin Halle
Mittelfeldspieler Hasan Salihamidzic (30) hat schon viel erlebt in seiner elfjährigen Bundesliga-Karriere – aber das, was ihn Freitag erwartet, könnte alles übertreffen. Der Bayern-Mann wird im Dortmunder Westfalenstadion gnadenlos niedergemacht!
“Wenn den Fans wieder ins Gedächtnis gerufen wird, was im Hinspiel passiert ist, werden sie entsprechend reagieren”, sagt Kapitän Christian Wörns (34). “Ich glaube, es wird kein angenehmer Abend für Salihamidzic.”
Viele Borussen sind immer noch stinksauer, weil Salihamidzic beim 0:2 am 11. August 2006 das linke Knie von Sebastian Kehl (26) zertrümmert hatte. Eine folgenreiche Aktion: WM-Held Kehl konnte seitdem kein Pflichtspiel bestreiten.
Wörns: "Kehl nicht 100-prozentig fit."
Wörns verweist ebenso auf die “große sportliche Bedeutung von Kehl” wie Sportdirektor Michael Zorc (44): “Kehl ist immer noch nicht 100-prozentig fit. Das ist sehr bitter für uns, weil wir ihn dringend brauchen.”
Dortmund ist nur Liga-Neunter.
Besonders sauer ist darum Dortmunds Großaktionär Florian Homm (47), der rund 25 Prozent aller BVB-Aktien hält. Homm sagt: “Ich behaupte, dass wir mit einem gesunden Sebastian Kehl heute auf einem Uefa-Cup-Platz stehen würden. In diesem Fall wäre die Aktie von 2,10 auf 3 Euro gestiegen – und meine Investorengruppe hätte rund zehn Millionen Euro verdient. Zehn Millionen hat uns dieses Foul von Salihamidzic gekostet, das muss man sich mal vorstellen!”
Was dem Bosnier, der Freitag zum Kader gehören wird, droht, sagt Dortmunds Stadionsprecher Norbert Dickel (45): “Salihamidzic kann sich auf einiges gefasst machen, wenn er einläuft. Unsere Fans haben sein Foul aus dem Hinspiel nicht vergessen. Das war ein ganz brutales Foul – und nicht sein erstes!”
Schiedsrichter Knut Kircher hatte das Foul damals nicht geahndet, weil er Salihamidzic keine Absicht unterstellen wollte. Die Meinungen darüber gehen auseinander.
Fakt ist: Salihamidzic hatte einen gefährlichen Zweikampf an der Mittellinie gesucht und eine Verletzung von Kehl in Kauf genommen. Freundlich formuliert: eine völlig überflüssige Aktion.
Der aufgebrachte Dickel will am Freitag sogar das Stadionmikro nutzen, um die 80700 Fans im ausverkauften Westfalenstadion an den Vorfall zu erinnern. “Ich werde kurz erwähnen, was im Hinspiel passiert ist. Was ich genau sage, muss ich
mir noch überlegen.”
Jeder, der mal im Stadion war, weiß nur zu genau, was das bedeutet: Salihamidzic droht ein Spießrutenlaufen. Die Hölle!
Olaf Suplicki (45), Vorsitzender der BVB-Fanabteilung, bringt es auf den Punkt: “Salihamidzic wird von unseren Fans gnadenlos ausgebuht. Er hat unseren besten Spieler kaputt getreten – so was geht nicht. Salihamidzic ist nicht der große Sympathikus, wie ihn die Bayern-Verantwortlichen immer darstellen. Nach diesem Foul ist er noch unbeliebter bei unseren Fans.”
Bayern-Star Salihamidzic kontert Angriffe
Salihamidzic widerspricht: “Ich habe Sebastian gleich darauf im Krankenhaus angerufen und mich bei ihm entschuldigt. Wir haben über die Aktion gesprochen und waren uns einig, dass es nur um den Ball ging. Es gibt keinerlei Grund für irgendjemanden, sauer auf mich zu sein, weil das Foul keine Absicht war”, sagt er in SPORT BILD.
Kehl, der damals nach 18 Minuten ausgewechselt wurde und die Nacht im Krankenhaus verbringen musste, will Salihamidzic zwar keinen Vorsatz unterstellen. Er sagt aber auch: “Er hat mich schon richtig getroffen. Die Wunde war bis zum Gelenk offen.”
Zwischenzeitlich hatte sich Narbengewebe im Knie gebildet, eine Entzündung musste mit Antibiotika behandelt werden. Ob Kehl Freitag spielen kann, ist ungewiss, denn er muss noch heute, fünf Monate nach dem Zusammenprall, immer wieder harte Trainingseinheiten abbrechen.
Seine lädierte Kniescheibe schmerzt immer noch. “Ich kann noch nicht einschätzen, ob Kehl zum Spiel gegen die Bayern wieder fit ist”, sagt Dortmunds neuer Trainer Jürgen Röber (53).
Rechtsverteidiger Philipp Degen (23) betont derweil, wie wichtig der WM-Held Kehl für die Mannschaft sei: “Seine Präsenz, seine Erfahrung und seine Zweikampfstärke fehlen uns. Das ist ganz bitter.”
Aktionär Homm wird das Spiel im Fernsehen verfolgen und will gar nicht daran denken, dass Kehl noch länger ausfällt. “Der BVB würde circa fünf bis sechs Millionen
Euro für einen Uefa-Cup-Platz bekommen”, sagt er, “ohne Kehl wird es noch schwerer, diesen Platz zu erreichen. Man muss sich mal überlegen, was alles an diesem Foul von Salihamidzic dranhängt.”
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