Bundesliga Spieltag #23 [Official Thread]

blutgraetsche wrote:

Rai Krol wrote:
another question .. will Dusseldorf have their team back in the Bundesliga?

Fortuna Düsseldorf is 4th in the Regionalliga Nord, 5 points behind the leading Vfl Osnabrück. So they probably will be able to come back to the 2. Bundesliga this season, but who knows. It has been ages (over 10 years) when they were in the 1. Bundesliga though.

blutgraetsche wrote:I hope so. I want all big cities in Germany to have one club in the (first) Bundesliga at least. That would be great.

We need Köln in the 1. Bundesliga as well. Köln - Düsseldorf derbies were awesome in the past.

Rai Krol wrote:
Cologne (sorry for the English translation) are they any closer to return?

blutgraetsche wrote:It's 1/4 finals of the DFB-Pokal. It's a knockout match.

Stuttgart will be the favourites to win the Pokal this year, after kicking Hertha out.

blutgraetsche wrote:Magnin playing great! Are you watching Wiebke, are you watching?

blutgraetsche wrote:Humble pie? Pfft! Take Vranjes back and give us Ludo back! Hell, we give you Pasanen also. Vranjes and Pasanen for Magnin, our good old Werder Eichhörnchen. Deal?

Stuttgarter Zeitung, 07.02.2007

Ludovic Magnin - die Schweizer Antwort auf Joe Cocker

Der Mann, auf den die Deutschen heute Abend aufpassen müssen, spielt im richtigen Leben beim VfB: Ludovic Magnin. StZ-Kolumnist Oskar Beck bewundert seinen kreuzgefährlichen Bewegungsdrang.

Beim Länderspiel heute Abend haben unsere deutschen Fußballer ein Problem: Kann man gegen eine Mannschaft gewinnen, die einen Mann mehr hat?
Wir reden von Ludovic Magnin.
Seine Schweizer schätzen den VfB-Profi als "Energieriegel auf zwei Beinen", was aber eine leichtsinnige Untertreibung ist, denn in Wahrheit sind es vier: Er steht zweimal auf dem Platz, hinten und vorne - und spielt sich an guten Tagen sogar selbst an. Wie letzten Sonntag in Dortmund, in der 59. Minute: Mit einem reflexartigen Spagat wehrte Magnin auf der VfB-Torlinie einen Kopfball von Metzelder ab, schlug den Ball hoch und weit weg, rannte los und kam vorne rechtzeitig an, um den herunterfallenden Ball wieder butterweich anzunehmen und auf Gomez zu flanken - 1:0 für den VfB.
"Mister Überall" nennt ihn "Bild", und letzte Woche wurde Magnin schon an dieser Stelle zum "emsigsten VfB-Profi" gekürt: Nach dem 83. Ballkontakt des Schweizers gegen Bielefeld musste unser für die Statistik zuständiger Kollege, vom Zählen ausgepumpt, völlig erschöpft ausgewechselt werden. Ludovic Magnin ist mit 27 im besten Fußballeralter. Er explodiert vor Eifer - und steht gern derart unter Strom, dass er zum Opfer seines Bewegungsdrangs wird, Freund und Feind verwechselt und der Schuss nach hinten losgeht wie bei seinen zwei Eigentoren, die ihm in dieser Saison gelungen sind.
Vom jüngsten schwärmt jetzt noch ganz Nürnberg: Nach einer scharfen Flanke schnellte Magnins Bein heraus wie bei einer Tipp-Kick-Figur, die einen Schlag auf den Kopf kriegt, und katapultartig zischte der Ball ins Netz - aber noch unhaltbarer war in der Vorrunde das Ding gegen Dortmund: Sein Schweizer Kumpel Alex Frei flankte in den VfB-Strafraum, Magnin schraubte sich hoch - und rammte den Ball im Rahmen des Energieanfalls in die Maschen statt einfach nur tatenlos den Kopf einzuziehen.
Nichtstun ist nichts für Magnin.
Selbst beim harmlosesten Einwurf erweckt er den Eindruck, als wolle er den Weltrekord im Ballweitwurf brechen. Wenn man an diesen Tausendsassa einen Bewegungsmelder heften würde, würden die Zeiger glühen und ständig ausschlagen. Irgendwas zuckt bei Magnin immer, und wenn es nur die Backenmuskeln im Rahmen der Gesichtsakrobatik sind. Das beginnt mit der Nationalhymne - wo andere ergriffen still halten und die Augen schließen, blinzelt Magnin in die Kamera und grüßt die Welt mit einem spitzbübischen Augenzwinkern.
Dann geht´s los. Er bläst die Backen auf und schiebt die Brust raus. Mit praller Gestik rudert er mit den Armen, schlenkert mit den Beinen, verbeißt sich in den Gegner und erbeutet den Ball. Anschließend hechelt er mit heraushängender Zunge, raumgreifenden Schritten und dem Kopf unter dem Arm an der linken Seitenlinie entlang Richtung Eckfahne, doch ehe er durchs Marathontor vollends aus dem Stadion rennt, gelingt es ihm oft genug, im letzten Moment abzubremsen und den Ball perfide vors Tor zu flanken - wobei er die künstlerische Eleganz der Aktion meistens durch ein Spreizen seiner zehn Finger betont, wie man es normalerweise nur bei Joe Cocker sieht, wenn er sich gefühlvoll dem Mikrofon nähert und "With a little Help from my Friends" singt.
Magnin ist der Cocker unter den Kickern. Sogar dessen seit dem Woodstockkonzert legendären Urschrei hat er im Repertoire, aber vor allem das unvergleichliche Zucken und Zappeln. Bei Magnins aufwendiger Art, Fußball zu spielen, ist jede Körperbewegung ein dramaturgischer Akt und jeder Schritt ein pompöser Spagat, aber dank seiner windmühlenartig kreisenden Arme gelingt es ihm auf verblüffende Art immer wieder, nicht das Gleichgewicht zu verlieren.
"Für viele Medien", hat Magnin sich einmal beschwert, "gelte ich als Zappelphilipp." Woher hat der gelernte Grundschullehrer aus Lausanne diese Bewegungsvielfalt und die liebenswerten Zuckungen, mit denen er seine Gegner verrückt macht? Angeblich hat alles angefangen, als er 17 war. Binnen Jahresfrist ist er da 15 Zentimeter in die Höhe geschossen. So ein jäher, später Schub, argwöhnen Wachstumsforscher, kann zu unkoordinierten Bewegungsmustern führen - und zu dieser Körpersprache, die ständig fleht: ich will spielen!
Auf der Ersatzbank würde Magnin auf Dauer verrecken. Das vergangene halbe Jahr beim VfB war deshalb ganz schlimm für ihn. "Das Spieladrenalin", hat er kürzlich glaubhaft verraten, "hat mir sehr gefehlt." Doch der Entzug ist vorbei. Magnin gibt sich wieder seinen täglichen Schuss, und man kann heute Abend nur hoffen, dass er mit seinem von fuchtelnden Gliedmaßen unterstützten Vorwärtsdrang weder die Zuschauer in den ersten zwei Reihen noch die deutschen Spieler verletzt. In einem einzigen Spiel hat er sich einmal das Nasenbein, das Jochbein und den Kiefer gebrochen, flankiert von Blutergüssen im Gesicht. Das sind alles Dinge, die bei Magnin nicht nur im Zweikampf passieren können, sondern genauso gut bei einer seiner leidenschaftlichen Grimassen: entweder beim Aufblasen der Backen - oder schon beim Blinzeln während der Nationalhymne. Wenn Ludovic Magnin den heutigen Abend unverletzt übersteht, sieht es für Deutschland nicht gut aus.

Stuttgarter Zeitung 07. Februar 2007