Werder Bremen 2007/2008

Sheffield gunner wrote:I was watching the goals again earlier and the passes that set up two of the Bremen goals were fantastic. Rosenberg's first goal was a superb attack and for his second there was a brilliant pass that released the man down the left flank. Also, how many penalties has Diego taken this season? He seems to have scored loads of them.

christmasicross wrote:

Sheffield gunner wrote:I was watching the goals again earlier and the passes that set up two of the Bremen goals were fantastic. Rosenberg's first goal was a superb attack and for his second there was a brilliant pass that released the man down the left flank. Also, how many penalties has Diego taken this season? He seems to have scored loads of them.

Thanks Sheffield, two nice goals indeed. I hope Rosenberg can do it again tomorrow...an important game for Bremen, so much money to earn.

I think it was Diego's 3rd penalty in the Bundesliga so far this season.

Weihnachtsmaus wrote:

christmasicross wrote:

Sheffield gunner wrote:I was watching the goals again earlier and the passes that set up two of the Bremen goals were fantastic. Rosenberg's first goal was a superb attack and for his second there was a brilliant pass that released the man down the left flank. Also, how many penalties has Diego taken this season? He seems to have scored loads of them.

Thanks Sheffield, two nice goals indeed. I hope Rosenberg can do it again tomorrow...an important game for Bremen, so much money to earn.

I think it was Diego's 3rd penalty in the Bundesliga so far this season.

It's funny to read about people praising Rosenberg--just last weekend, I was sitting in my usual pub and everyone around me was slagging him off for being a 'Chancentod'.

Weihnachtsmaus wrote:And, chrissi, don't blame the ref too much! One of my other Werder friends furiously messaged me late in the first half, 'screaming' (well, the online version of it) that you were 'playing without a defense' [WO IS DIE SCHEISS ABWEHR || wir ham keine abwehr übrigens und baumann wollte wohl auch mal nen tor schießen]. Just saying...

Weihnachtsmaus wrote:
PS: Thanks for giving Löw a reason to call up Hanke!

Dark Savante wrote:You should be happy for him Anglo.

Weihnachtsmaus wrote:

Dark Savante wrote:You should be happy for him Anglo.

For Hanke?

That would be on par with admitting that David Odonkor is a talented football player, so, nope, sorry.

Werder-Sportdirektor Allofs

„Uns hasst man nicht so wie die Bayern“

11. Dezember 2007

Der Sportdirektor von Werder Bremen, Klaus Allofs, spricht im Interview über das Millionenspiel in der Champions League gegen Olympiakos Piräus, alte Feindschaften, Nächstenliebe und Wunder.

Am Dienstag steht für Werder das nächste Millionenspiel an. Mit einem Sieg gegen Olympiakos zieht die Mannschaft ins Achtelfinale der Champions League ein. Wie hoch ist der Jackpot, den Werder in Piräus knacken kann?

Der Unterschied zwischen dem Scheitern in der Vorrunde und dem Achtelfinale der Champions League liegt zwischen drei und vier Millionen Euro, vielleicht ein bisschen mehr.

Herrscht vor solchen entscheidenden Begegnungen wie gegen Piräus eine Endspielstimmung?

Ja, aber das reduziert sich auf den Spieltag. Wir haben so viele Spiele, da ist die absolute Konzentrationsphase vor einer Begegnung sehr kurz. Vor der Begegnung mit Real Madrid war die besondere Anspannung spürbar, aber stärker noch vor den Qualifikationsspielen gegen Dinamo Zagreb. Da ging es um die Teilnahme überhaupt. Jetzt geht es um die Zugabe.

Ist Werder eine Endspielmannschaft?

Wir sind eine Mannschaft, die sehr häufig in der Lage ist, ihre Fähigkeiten abzurufen.

Erst das 3:2 über Real mit einer stark ersatzgeschwächten Mannschaft hat das letzte Gruppenspiel in Piräus zu einem Finale gemacht: Warum ist das Weserstadion ein so guter Ort für Fußball-Wunder?

Für mich sind das keine Wunder, sondern Tage, an denen die Mannschaft alle Fähigkeiten auf den Punkt bringt. Dann kann man Rückstände aufholen oder Real mit ersatzgeschwächter Mannschaft schlagen. Wir haben schon häufiger bewiesen, dass wir das Niveau haben, international mitzuhalten, sobald wir nur einigermaßen komplett sind. Dieses Niveau müsste reichen, um das Achtelfinale der Champions League zu erreichen. Und wenn die Mannschaft als Ganzes funktioniert und einzelne Spieler an ihre Leistungsgrenze kommen, dann ist auch mehr möglich.

Aber es gibt auch Spiele wie das 1:2 gegen Lazio Rom oder das 1:3 gegen Piräus.

Das waren Zwischentiefs, die zum einen durch die Verletzungsmisere verursacht waren. Und wenn man dann andererseits auch nicht richtig an die Sache rangeht, reiht sich Fehler an Fehler.

Fast alle Spieler werden bei Werder besser. Wie schafft es Trainer Schaaf, dass sich auch gestandene Profis wie Klose weiterentwickeln?

Er hat eine klare Vorstellung von dem, was er vermitteln möchte, und er arbeitet sehr zielgerichtet. Er will Spieler mit einer schnellen Auffassungsgabe, die den Ball schnell weitergeben, am besten mit ein, zwei Kontakten. Disziplin spielt eine ganz große Rolle bei ihm, die Mannschaft kommt immer zuerst. Gleichzeitig fordert der Trainer viel Eigeninitiative, jeder soll das Spiel positiv beeinflussen können. Dann gibt Schaaf sehr gute Korrekturen, er nimmt keine Fehler hin, sondern arbeitet daran. Deshalb suchen wir uns die Profis gezielt aus: Sind sie wissbegierig? Sind sie ehrgeizig? Sind sie teamfähig?

Wieso irrt sich Werder so selten bei der Auswahl der Neuverpflichtungen?

Da gibt es sicher kein Patentrezept. Aber wir schauen schon genau hin, ob die Kandidaten unseren Vorstellungen entsprechen, ob sie lernwillig sind, sich ganz in unser System einbringen wollen. Und wenn wir die Spieler länger beobachten, mit ihnen sprechen, dann gewinnen wir einen Eindruck von ihnen, ob sie zu uns passen. Zu glauben, wir würden sie zu 100 Prozent kennen, wäre jedoch eine Illusion. Bei der Einschätzung des fußballerischen Potentials liegen wir allerdings eher selten daneben. Wir bringen auch die nötige Geduld auf. Man kann nicht nach ein, zwei Monaten sagen: ,Der packt es nicht, weg mit ihm.' Nicht aus Nächstenliebe, sondern aus Selbstschutz.

Wie gehen Sie an einen Transfer heran, wie wird ein Spieler zum Kandidaten?

Nehmen wir Boubacar Sanogo als Beispiel, den wir - obwohl er beim HSV nicht so gut zurechtgekommen war - ausgesucht haben, um die Lücke von Miroslav Klose zu schließen. Wir haben uns schon gefragt, hat er den Ehrgeiz, den Siegeswillen? Ist er jemand, mit dem man jeden Tag zusammenarbeiten möchte? Dann kamen die sportlichen Fragen: Wir hatten bei ihm gesehen, dass er von der Athletik gute Voraussetzungen hat, aber dass er noch ein wenig unfertig wirkt. Wir sahen seinen Torriecher und dass er bei allen offensiven Fähigkeiten die Kapazitäten hat, nach hinten zu arbeiten. Oder Hugo Almeida. Er hat einen überragenden Linksschuss, ein sehr gutes Kopfballspiel, die nötige Schnelligkeit. Dann ist es erst mal nicht so wichtig, dass er taktisch noch nicht so weit ist, mit rechts noch nicht so gut schießen kann.

Also ist es wie an der Börse: Man bewertet die Phantasie mit, die eine Aktie bietet?

Ja. Wären Sanogo und Almeida schon komplette Spieler, dann könnten wir sie nicht mehr kaufen. Das war bei Diego ähnlich.

Wird Werder jemals einen Star wie Ribéry oder Toni verpflichten?

Nein, dazu fehlen die finanziellen Möglichkeiten, und ich sehe auch nicht, wie sich das unmittelbar ändern könnte. Ich sehe das auch nicht als unser großes Problem an. Wir müssen die Marktnische, die wir gefunden haben, nur weiter nutzen. Vor ein paar Jahren waren die Transfers eines Klose oder Mertesacker nicht möglich, jetzt sind sie es.

Sie sehen sich also nicht mehr als das kleine gallische Dorf, das gegen die bayrischen Legionen kämpft und dank der Zauberkräfte ihres Druiden Thomas Schaaf gewinnt?

Nein, weil es keine Zauberkräfte sind. Der sportliche Erfolg hat eine wirtschaftliche Basis, und die haben wir von Jahr zu Jahr verbessert. Und durch die Erfolge hat sich die wirtschaftliche Seite weiterentwickelt. Wir wollen keine Reichtümer auf dem Festgeldkonto anhäufen, wir investieren weiter in die Mannschaft.

Ihr Vorsitzender der Geschäftsführung, Born, prahlte auf der Jahreshauptversammlung, die Bayern gäben 80 Millionen Euro mehr aus, um einen Punkt vor Werder zu stehen. Haben Sie diesen Satz gerne gehört?

Solche Sätze sind Farbtupfer auf einer Mitgliederversammlung. Man sollte ihnen nicht so viel Bedeutung beimessen. Der Satz stimmt nur für einen Abend oder einen Spieltag. Das kann ganz schnell wieder anders aussehen.

Früher definierte sich Werder aber schon über seine Feindschaft zu Bayern.

Ja, das war eines der wenigen Dinge, für die Werder stand. Ansonsten war die Marke Werder sehr diffus, als wir vor fünf Jahren den Verein auf den Kopf stellten, uns auch mit Hilfe von externen Beratern fragten: Wer wollen wir sein, wo wollen wir hin?

Und?

Zunächst formulierten wir unsere sportlichen Ansprüche. Wir sind der legitime Anwärter für Rang zwei oder drei in Deutschland. Wir wollen ins internationale Fußballgeschäft. Wir wollen attraktiven Fußball spielen. Wir wollen deutsche Nationalspieler verpflichten. Wir wollen Erfolg, aber nicht um jeden Preis, wir wollen vernünftig wirtschaften. Wir wollen für Kontinuität und Verlässlichkeit stehen. Wir wollen Nähe zu unseren Anhängern, wir wollen uns sozial betätigen. Nur gegen die Bayern zu sein, da waren wir uns einig, das kann es nicht sein.

Aber Werder zofft sich immer noch mit den Bayern, wie der Klose-Transfer und Ihr Fernsehduell mit dem Münchner Manager Uli Hoeneß während des Ligapokals zeigte: Wie ist das Verhältnis zu Bayern München geworden?

Das Verhältnis ist gut, auch wenn Sie es nicht glauben mögen, wenn Sie die Sache mit Klose und das Premiere-Interview mit Uli Hoeneß nennen. Auch was das persönliche Verhältnis zu Uli Hoeneß oder Karlheinz Rummenigge angeht - es ist fast freundschaftlich, obwohl wir härteste sportliche Konkurrenten sind. Wir arbeiten in verschiedenen Gremien zusammen und gehen sehr gut miteinander um. Wir haben Transfers gemacht, und sie sind weitestgehend korrekt abgelaufen.

Das heißt, die Enttäuschung über die Umstände des Wechsels von Klose nach München sitzt immer noch tief?

Darüber ist genug gesprochen worden. Dieser Fall ist für uns beendet.

Wenn es die Bayern nicht gäbe, müsste man sie erfinden?

Ja. Ich glaube, jede Liga braucht so einen Verein. Wie in einem Theaterstück müssen alle Charakterrollen gut besetzt sein.

Und welche Rolle übernähmen die Bayern?

Die Bayern haben die Rolle des Erfolgreichen. Natürlich polarisieren sie. Aber das tut der Sache gut, das führt dazu, dass man sie entweder liebt oder sie hasst. Werder hat eine andere Rolle. Uns hasst man nicht so.

Die Band "Tote Hosen" singt: "Wir würden nie zum FC Bayern München gehen." Singen Sie mit?

Warum sollte ich mitsingen? Ich habe doch das gute Verhältnis zu den Bayern-Verantwortlichen schon beschrieben. Aber ich fühle mich total wohl bei Werder und habe nicht das Gefühl, dass meine Aufgabe hier in absehbarer Zeit zu Ende ginge.

Das Gespräch führte Peter Heß.

Weihnachtsmaus wrote:Yes, sure, but it still doesn't mean I have to praise or even be happy for him. I'd be fine with him taking Poldi's slot for the EC if Poldi continues to warm the bench at Bayern and Hanke keeps up his form until then... It's just that I don't like him and probably never will.

christmasicross wrote:Before Hannover's first goal we should have got a throw-in, but instead the referee decided free kick for Hannover and Hanke said thank you for the first time.

Hannover's second goal was offside, and before their third goal it was a clear penalty for Bremen. The referee however didn't whistle and while half of the Bremen players were still complaining, Tarnat shot a long ball in our half behind our defence and Hanke said thank you for the second time.

In the end the idiotic referee disallowed our fourth goal, only he and God knows why.

Hannover played quite well, but with a different referee they hardly would have won.

Bremer Gala

Doppelwechsel als Wachrüttler

Überraschende Auswechslungen dienen Werder als Weckruf und ermöglicht erst die Gala gegen Leverkusen.

VON FRANK HELLMANN

Irgendwann war es Klaus Allofs zu viel. Alle Themenbereiche - und davon gab es nach dem furiosen 5:2 gegen Bayer Leverkusen reichlich - hatte der 51-Jährige am Samstagabend längst beantwortet, als tatsächlich noch jemand wissen wollte, was ihm denn aus dieser Halbserie in Erinnerung haften bleiben würde. Allofs musste passen. "Das ist ja eine nette Frage", beschied er höflich, "aber bei uns ist einfach zu viel passiert."

In der Tat. Und unter anderem dies, dass die Saison am zweiten Spieltag schon das prägende Schockerlebnis bereit hielt: 0:4 gegen Bayern München. Im eigenen Stadion. Wenn einer damals Allofs angeboten hätte, Werder Bremen würde punktgleich mit den Bayern überwintern, "dann hätte ich bei der guten Fee sofort eingeschlagen", gestand er nun ein. Dass Werder alle Rückschläge in Form einer nicht endenden Ausfallserie und unzähligen Problemfällen (Carlos Alberto!) wegsteckte, ist ein kleines Wunder.

Oder einfach die besondere Fähigkeit des nie verzagenden Trainers. Denn wie groß der Anteil des Vordenkers Thomas Schaaf am funktionierenden Ganzen der Grün-Weißen ist, wurde bei der Gala gegen Leverkusen deutlich. Kaum war nämlich der erste Jubel auf das Tor-Comeback des Ivan Klasnic (siehe nebenstehenden Bericht) verstummt, gab Schaaf das Zeichen zur Auswechslung. Nach 31 Minuten, in denen seine Profis noch pomadiger aufgetreten waren als beim peinlichen 0:3 am Dienstag in Piräus.

Schaaf hatte, gelinde formuliert, die Schnauze voll: Jurica Vranjes und Tim Borowski, obgleich Wegbereiter des 1:1, mussten raus, weil sie fahrig einen Fehlpass an den anderen gereiht hatten. Borowski, Nationalspieler mit dem Hang zur Selbstüberschätzung und an diesem Tag Ersatz des Ersatzkapitäns, war so verdattert, als er die Leuchttafel des vierten Offiziellen Carsten Kadach mit seiner Nummer 24 erspähte, dass er wie ein beleidigtes Kind in die Kabine stapfte und ironisch Applaus klatschte. So was kennt das Publikum im Weserstadion eigentlich nur aus der Zeit, als Ailton ausgewechselt wurde. Borowskis Vorgesetzter nahm das kalt lächelnd hin. Er treffe seine Entscheidungen "unabhängig von allen Namen". Angesichts dieses ungewöhnlichen Wachrüttlers war es sogar Bayer-Sportchef Rudi Völler ein Anliegen, den wahren Matchwinner zu küren. Völler: "Mann des Spiels war Thomas Schaaf."

Dass dessen Auswechselopfer Borowski nun womöglich seinen Vertrag nicht verlängert, glaubt Allofs nicht. "Ich hoffe, dass Tim die Maßnahme richtig bewertet. Manchmal muss ein Trainer außergewöhnliche Dinge machen." Und Maßnahmen einleiten, von denen man weiß, dass damit persönliche Bindungen betroffen sind. Das Verhältnis von Schaaf und Borowski ist von gegenseitigem Respekt geprägt, der eine gilt als Ziehvater des anderen; und als der 27-jährige Spieler nach der WM seine Freundin Lena ehelichte, war auch der Trainer unter den geladenen Gästen im Gut Sandbeck in Osterholz-Scharmbeck.

Doch darauf war nun keine Rücksicht zu nehmen. Irgendwie hat Schaaf am Fall Borowski wieder demonstriert: Jeder in Bremen ist nach seiner Philosophie zu ersetzen - das war ja ohnehin die prägende Erkenntnis dieses wechselvollen Halbjahres, in dem das Leverkusen-Spiel durchaus als Abziehbild all der Turbulenzen taugte. Solche Siege machen die Position des Werder-Trainers nur noch stärker, der nie eine schleichende Entmachtung befürchten müsste, wie sie gerade Ottmar Hitzfeld in München widerfährt. Apropos FC Bayern: An den Herbstmeister hat Schaaf eher nebenbei noch ein paar nette Worte gerichtet. "Glückwunsch FC Bayern. Aber wir haben unsere Ziele nicht verändert. Unser Kader gibt vieles her." Man darf das als weitere Warnung interpretieren.

Momente, die bleiben

Von Frank Hellmann, Bremen

Nach seiner Nierentransplantation wirkt Ivan Klasnic gereift und spielt wieder glanzvoll – wie sein Verein Werder Bremen

Es war eine theathralische Szene, aber etwas anderes wäre sicher auch nicht angemessen gewesen. Als sich Ivan Klasnic nach seinem ersten von zwei Treffern auf beide Knie auf den Rasen hockte, die Hände faltete und demütig den Kopf senkte, da fühlte jeder Mitspieler und wohl auch jeder Zuschauer im Bremer Weserstadion mit ihm. Dass Landsmann Jurica Vranjes liebevoll seinen Kopf tätschelte, nahm Klasnic dabei nur in Trance war. „Ich habe fünf Sekunden gebraucht, um das alles zu fassen“, erzählte er später. Der kroatische Stürmer erlebte zum Ende der Bundesliga-Hinrunde nicht nur einen furiosen Tag beim furiosen 5:2-Sieg der Bremer im Spitzenspiel gegen Bayer Leverkusen, er lieferte auch eine vorweihnachtliche Geschichte, die in der Liga ihresgleichen sucht.

Nach einer erst im zweiten Anlauf geglückten Nierentransplantation hatte der 27-Jährige erst vor drei Wochen bei Energie Cottbus sein Comeback gefeiert, nun bestritt er sein zweites Spiel von Beginn an und sein erstes im eigenen Stadion seit genau einem Jahr. Und was für eines: Der Kroate mit dem Feingefühl im linken Fuß war bester Mann auf dem Platz, staubte zum 1:1 ab, vollstreckte zum 4:1 und legte für Sturmpartner Markus Rosenberg das 5:1 auf. Nur beim 2:1 von Diego und dem 3:1 von Clemens Fritz hatte der stets präsente Klasnic nicht seine Füße im Spiel. Die Auswechslung nach 85 Minuten animierte das Publikum zu stehenden Ovationen und nicht enden wollenden „Ivan, Ivan“-Rufen.

„Ich habe gelernt, was wirklich wichtig ist“, sagte Klasnic nach dem Abpfiff sichtlich bewegt. „Ich kann meine Freude gar nicht beschreiben.“ Mit einem versonnenen Blick erzählte er, dass er mit seinem Kampf für die Genesung anderen Menschen ein Vorbild sein möchte und wie froh er überhaupt sei, morgens gesund aufstehen zu können, „und das tun zu können, was mir am liebsten gefällt“. Nämlich gut Fußball zu spielen, möglichst sogar bei der Europameisterschaft im kommenden Sommer. „Tore schießen ist für Ivan wie Fahrrad fahren, er hat es nicht verlernt“, freute sich Werders Sportchef Klaus Allofs. „Und er geht jetzt viel bewusster mit seinem Körper um, vielleicht wird er nun noch besser als vor seiner Operation.“

Wille und Entschlossenheit, die Klasnic bei seinem wundersamen Comeback bewies, stehen symbolhaft für die Bremer Nehmerqualitäten einer wechselvollen Halbserie, die sich durch einige glanzvolle Siege trotz einer langen Verletztenliste auszeichnete. Logisch, dass der Matchwinner nach dem Spiel das Wort führte. „Wir sind jetzt Vize-Herbstmeister“, sagte Klasnic, „aber wir brauchen um nichts drumherum zu reden: Nur einer wird Meister und das sind wir.“ So ist er eben: forsch auf dem Platz, kühn außerhalb. Obwohl er gereifter und nachdenklicher wirkt als vor seiner Erkrankung, hat sich der gebürtige Hamburger im Grunde nicht verändert. „In der Kabine hört man immer nur einen“, verrät Allofs, „und das ist damals wie heute Ivan.“

Der Sportdirektor zählt zu jenen, die mit Klasnic schon oft im Clinch lagen. Da war der Streit, ob die medizinische Abteilung des Vereins bei der langwierigen Erkrankung etwas habe verhindern können (was der Bremer Nierenspezialist Arno- Ekkehard Lison erst behauptete, dann aber zurücknahm); da war das Verbot des Spielers über seinen Anwalt, die Diagnose lange geheim zu halten. Beides produzierte Unmut im Binnenverhältnis. Und schlussendlich saßen sich Allofs und Klasnic auch bei Vertragsverhandlungen schon mal mit konträren Ansichten gegenüber – einen Berater hat Werders Angreifer nämlich nicht.

Nun wird es vermutlich während des Januar-Trainingslagers im türkischen Belek erneut zu Gesprächen kommen. Weil schließlich niemand wusste, ob der Fußballprofi, der sein Leben lang Medikamente nehmen muss, die das Abstoßen der Spenderniere verhindern, überhaupt zurückkehrt, wurde im Sommer nur ein Einjahresvertrag aufgesetzt. Nun wird man über einen neuen Kontrakt reden. Allofs ist dazu bereit: „Ich hoffe, dass die Verbindung Werder und Klasnic noch lange hält.“

In Bremen hat sich die Sicht auf Klasnic geändert. „Schon vor diesem Spiel war Ivan Klasnic ein vollwertiges Mitglied unserer Mannschaft“, sagte am Wochenende Trainer Thomas Schaaf. Doch noch im Sommer hat auch er nicht an solch ein Comeback geglaubt: Auf der Meldeliste für die Spiele der Champions League fehlte schließlich der Name des Spielers, dessen Geschichte ein Stück Bundesliga-Historie wird.

Diego exklusiv

Dienstag, 18. Dezember 2007

"Wir werden Meister. Punkt!"

München - Als Diego Ribas da Cunha, genannt Diego, im Sommer 2006 nach Bremen wechselte, hatte er einen prominenten Fürsprecher. Niemand anders als der große Pele lobte den kleinen Wirbelwind, der bei seinem Heimatverein FC Santos seine erste Profi-Station hatte, in den höchsten Tönen.

"Seine Ballbeherrschung", geriet der wohl berühmteste Brasilianer ins Schwärmen, "seine Ballbeherrschung ist einfach beeindruckend. Diego ist ein Wahnsinnstechniker, wie Ronaldinho. Da gibt es keinen Unterschied."

Eineinhalb Jahre später ist der 22-Jährige aus dem Bremer Spiel längst nicht mehr wegzudenken. In 50 Spielen für Werder erzielte der Spielmacher 22 Tore und legte seinen Mitspielern 21 Treffer auf - eine beeindruckende Quote.

Spieler der Hinrunde

Nicht zuletzt wegen seinen guten Leistungen steht Bremen nach dem 17. Spieltag punktgleich mit dem FC Bayern auf Platz zwei.

Der Lohn seiner Mühen: Von den Usern von SPOX.com und den Zuschauern von Premiere wurde er zum besten Spieler der Hinrunde gewählt. Im Interview spricht der 22-Jährige über die Auszeichnung, seine klaren Ziele mit Werder und warum es ihn noch lange nicht aus Bremen wegzieht.

SPOX: Diego, Sie sind von den Usern von SPOX.com zum Spieler der Hinrunde gewählt worden und haben dabei unter anderem Franck Ribery und Rafael van der Vaart hinter sich gelassen. Herzlichen Glückwunsch!

Diego: Danke. Es ist wirklich eine große Ehre für mich - vor allem weil die Konkurrenz so groß war. Vor Ribery und van der Vaart gewählt worden zu sein, erfüllt mich mit Stolz, weil sie beide wirklich großartige Spieler sind. Ribery ist ja auch nicht umsonst gerade zum Fußballer des Jahres in Frankreich gewählt worden.

SPOX: Was ist das Geheimnis Ihres Erfolgs?

Diego: Naja, eigentlich gibt es kein echtes Geheimnis. Der Schlüssel zum Erfolg ist, sich immer auf das Wesentliche zu konzentrieren und sehr hart an sich zu arbeiten. Nur so kann ich dem Team helfen. Und das Ziel ist klar: Ich will Werder helfen, Meister zu werden. Dieses Ziel motiviert mich.

SPOX: Um dem Team zu helfen, müssen Sie mit Ihren Mitspielern kommunizieren. Wie gut ist Ihr Deutsch mittlerweile?

Diego: Ich lerne, lerne, lerne. Deutsch ist wirklich keine einfache Sprache. Manchmal muss ich auf dem Platz schon noch Englisch zur Hilfe nehmen. Aber im Allgemeinen klappt das mit der Verständigung schon ganz gut.

SPOX: Als Spielmacher werden Sie oft gefoult. Trotz der großen Anzahl der Foulspiele sind Sie aber kaum verletzt.

Diego: Sagen wir mal so: Ich habe mich daran gewöhnt. Das ist eben so, wenn man auf dieser Position spielt. Wenn man mit hohem Tempo aufs Tor zu läuft, dann passieren Fouls. Aber bisher hat sich kein Spieler mir gegenüber unfair verhalten und Gott sei Dank habe ich mich bei Fouls noch nie ernsthaft verletzt.

SPOX: Bremen hat wirklich eine großartige Hinrunde gespielt. Aber dem 8:1 gegen Bielefeld und dem 3:2 gegen Madrid stehen auch vermeidbare Niederlagen gegen Piräus und Hannover gegenüber. Wie ist diese Inkonstanz zu erklären?

Diego: Jedes dieser Spiele hatte seine eigene Geschichte. Gegen Bielefeld und Madrid haben wir beispielsweise sehr gut gespielt, vielleicht sogar unsere beste Leistung abgerufen. Gegen Hannover - das war ein Derby und Hannover hatte lange nicht mehr gegen Bremen gewonnen. Solche Spiele haben ihre eigene Dynamik. Wir haben alles probiert, aber verloren. Und das Rückspiel gegen Piräus - nun, das war so ein Tag, an dem aber auch wirklich gar nichts geklappt hat.

SPOX: Manchmal hat man das Gefühl, dass Werder alles spielerisch zu lösen versucht und dabei das Kämpfen vergisst.

Diego: Ich denke schon, dass wir kämpfen können. Das haben wir schon oft bewiesen. Aber manchmal muss man eben auch anerkennen, dass das andere Team an diesem Tag besser ist.

SPOX: Zur Rückrunde wird Torsten Frings wieder fit sein. Wie wichtig ist er als Leader?

Diego: Torsten ist wirklich ein großartiger Spieler. Er fehlt uns schon sehr, das merkt man. Ich kann es kaum erwarten, dass er zurückkommt und uns hilft, die Meisterschaft zu erringen.

SPOX: Wieso hat es Ihr Landsmann Carlos Alberto bisher noch nicht geschafft, in Bremen Fuß zu fassen? Bei Ihnen hat es ja auch auf Anhieb geklappt.

Diego: Man kann seine und meine Situation nicht vergleichen. Er hat einige persönliche Schwierigkeiten zu Beginn der Saison gehabt. Ich hoffe, dass diese jetzt ausgestanden sind. Er ist ein super Fußballer und ich bin überzeugt, dass er den Werder-Fans noch viel Freude bereiten wird.

SPOX: Ihr Anspruch sind Titel. Was passiert, wenn Sie dieses Jahr nicht Meister werden?

Diego: Wir werden dieses Jahr Meister. Punkt.

SPOX: In einem Interview mit der spanischen Sporttageszeitung "AS" soll Ihr Vater, der auch Ihr Berater ist, gesagt haben: "Diego würde liebend gern in Madrid spielen". Stimmt das?

Diego: Das wurde total aus dem Kontext gerissen. Die Frage der Journalisten war eigentlich: "Würde es Diego gefallen, in Madrid zu spielen?" Das ist was ganz anderes, weil jeder Spieler ja wohl gerne in Madrid, London, Barcelona oder Mailand spielen würde. Das sind nun mal großartige Städte mit großen Vereinen, die schon viele Titel erreicht haben. Aber ich bin wirklich sehr glücklich in Bremen und denke überhaupt nicht daran, Werder zu verlassen.

SPOX: In der brasilianischen Nationalmannschaft spielen Sie bereits an der Seite von Robinho und Co., den großen Weltstars des Fußballs. Ihre persönlichen Ziele mit der Selecao?

Diego: Es ist wirklich ein Traum, an der Seite mit Kaka, Ronaldinho oder Robinho zu spielen. Das sind große Künstler. Ich stelle keine Ansprüche - ich will einfach nur immer mein Bestes für mein Land geben und mit Brasilien Titel gewinnen. Das ist mein Ziel.

Interview: Florian Bogner / Leonardo Scheinkman

(...) Der "Spiegel" fragte gestern in seiner Online-Ausgabe die Leser, wer am Ende Meister würde. Rund 55% nannten Werder Bremen, nur etwa 28% die Bayern, unter 8% den HSV, ungefähr 3% Schalke.

Das ist keine Überraschung. Vergleicht man die Konkurrenten am Ende einer strapaziösen Hinrunde, findet man nur einen Verein, in dem Leidenschaft mitspielt. Nur ein Gefüge, das das Heil in der Flucht nach vorn sucht und für einen Kantersieg bereit ist, in Bausch und Bogen unterzugehen. Nur ein Gefüge, das Risiko als Chance auffasst, von Spielfreude beseelt ist und jenen Fußball versucht, den seine Abhängigen erleben wollen. Deshalb ist der SV Werder Bremen der Herbstmeister der Herzen.

Werder: Der wahre "Herbstmeister"

Eurosport - Mi 19.Dez. 07:40:00 2007

Werder Bremen ist der eigentliche Gewinner der Bundesliga-Hinrunde. Denn die Bilanz ist ansehnlich: Die Bremer sind punktgleich mit Bayern München, haben sogar einen Sieg mehr auf dem Konto und dabei sogar elf Tore mehr geschossen als der Spitzenreiter.

Der kurze Kniefall von Ivan Klasnic im Anschluss an sein erstes Punktspieltor nach mehr als 13 Monaten sagte alles. Das Comeback des Jahres war perfekt, den 27-jährigen Nieren-Patienten und Werder-Torjäger überwältigten seine Gefühle. "Ich habe fünf Sekunden nachgedacht, ich musste das erst begreifen", erzählte der kroatische Stürmer, "das war sehr emotional". Das Happy End nach einem Leidensjahr mit einer gescheiterten und einer gelungenen Nierentransplantation inszenierte Klasnic bei Werder Bremens 5:2 über Bayer Leverkusen mit einem Doppelpack selbst. Es war gleichzeitig das "Weihnachtsmärchen" schlechthin und rundete eine Hinrunde ab, die so niemand erwartet hatte.

Nun ja, da war zwar das Champions-League-Aus. In der "Königsklasse" brachten sich die Hanseaten selbst um den Ruhm. Heraus sprang letztlich der "Trostpreis" UEFA Cup, weil die Grün-Weißen ausgerechnet gegen die leichten Gegner Lazio Rom und Olympiakos Piräus patzten. Der furiose 3:2-Heimsieg über Real Madrid war somit wertlos. Aber: In diesem Spiel untermauerte die Crew von Trainer Thomas Schaaf ihren Ruf als eines der spielstärksten Teams in Europa.

Angeführt vom "Dauerbrenner" Diego blühten selbst Akteure aus der zweiten Reihe wie Daniel Jensen oder Jurica Vranjes auf. Auch Hugo Almeida und Markus Rosenberg avancierten zu festen Größen. Ganz abgesehen vom bereits vor dem ersten Spiel als Fehleinkauf titulierten Boubacar Sanogo. Während ein Großteil der Mannschaft lange im "Lazarett" verbrachte, stürmte Werder von Sieg zu Sieg. Ein außergewöhnliches Highlight: Das 8:1 gegen Arminia Bielefeld.

"Insgesamt haben wir eine tolle Halbserie gespielt. Die Mannschaft hat Leistungen gezeigt, die uns begeistert haben", bilanzierte Schaaf und hat vollkommen Recht. Im Hinblick auf die unsägliche Verletztenmisere und die damit verbundene "Bastel-Arbeit" sagte er: "Jeden Tag war etwas Neues, die Mannschaft ist ständig hin und her geworfen worden." Nicht zuletzt Schaaf ist es aber zu verdanken, dass Konstanz die große Bremer Stärke ist. An der Weser wird seit Jahren akribisch mit Weitblick gearbeitet. Das Mannschaftsgefüge ist so gefestigt, dass Rückschläge oft mit einer Trotzreaktion beantwortet werden.

Geradlinigkeit allen Unkenrufen zum Trotz

Ausschlaggebend für den Erfolg des vergangenen Halbjahres war zudem Geradlinigkeit. "Wir haben unsere Ziele nie verändert", weiß der Trainer. Deshalb sprachen die Spieler - allen Unkenrufen zum Trotz - auch unverhohlen weiter vom Meistertitel. Auch als es im eigenen Stadion ein 0:4 gegen Bayern setzte, steckte niemand den Kopf in den Sand.

Die Voraussetzungen für eine spannende Rückserie könnten nicht besser sein. Die Bremer Verantwortlichen brennen auf den direkten Vergleich mit dem Erzrivalen aus dem Süden. Ein Fernglas, um die Münchner zu entdecken - wie von Manager Uli Hoeneß angekündigt -, braucht Werder in dieser Saison gewiss nicht mehr.

Daniel Rathjen / Eurosport

Boss Born

„Ich wünsche mir den Uefa-Cup“

CHRISTOPH SONNENBERG

Die Hinrunde der Saison ist beendet – Zeit für ein Fazit. Im großen BILD-Interview spricht Werders Vorstands-Boss Jürgen L. Born (67) über Werders Gewinner und Verlierer, die Zukunft von Diego und seinen Wunsch für das Jahr 2008.

BILD: Herr Born, wenn Sie unterm Weihnachtsbaum an die Hinrunde denken, was für ein Fest wird es dann für Sie?

Jürgen Born (67): „Ein ausgesprochen fröhliches. Besonders wichtig war der letzte Sieg gegen Leverkusen, weil wir mit einem Erfolgserlebnis in die Ferien gehen. Wir spielen im Uefa-Cup und DFB-Pokal, stehen in der Liga punktgleich mit Bayern an erster Stelle. Damit hatte ich zu Saisonbeginn nicht gerechnet.“

BILD: Ist das 5:2 gegen Leverkusen ein Spiegelbild der Saison: Schlecht angefangen, stark aufgehört?

Born: „Zumindest ist etwas gelungen, was gegen Lazio und Piräus fehlte: Wir konnten im Spiel einen Schalter umlegen und die Partie drehen.“

BILD: Überrascht Sie das Schwächeln der Bayern?

Born: „Ganz ehrlich: Nach unserer 0:4-Niederlage gegen Bayern dachte ich, es geht für alle anderen Teams nur noch um Platz 2. Aber vielleicht lief es zu gut für sie...“

BILD: Bayern bleibt Titel-Favorit?

Born: „Sie sind aufgrund der Einzelspieler und ihres Potenzials weiterhin die Nummer 1 in Deutschland.“

BILD: Rummenigge attackiert Hitzfeld, Kahn Ribery. Müssen Sie manchmal schmunzeln, wenn die Bayern sich mal wieder selbst Probleme bereiten?

Born: „Ich lese das zwar, kommentiere es aber nicht. Hier war ja auch einiges los, darum beschäftigen wir uns mit Werder.“

BILD: Werder tanzt noch auf drei Hochzeiten – wieviele Titel sind möglich?

Born: „Ich würde gerne mal wieder nach Berlin fahren (lacht). Im Uefa-Cup wird es schwerer, da spielen viele namhafte Teams. Am schönsten wäre natürlich, alle drei Titel zu gewinnen.“

BILD: Welcher wäre Ihnen am liebsten?

Born: „Der Uefa-Cup. Den haben wir noch nie gewonnen, und er würde uns international enorm aufwerten. Und in unsere Entwicklung der letzten fünf Jahre passen.“

BILD: Auch gleichzeitig die Chance erhöhen, einen Star wie Diego zu halten?

Born: „Für einen Top-Spieler wie Diego sind zwei Dinge wichtig: Er will immer gewinnen! Und wer gewinnt, verdient entsprechend Prämien. Beides zusammen ergibt dann Zufriedenheit bei einem Spieler.“

BILD: Wird Diego mit Leistungen wie in der Hinrunde für Werder im Sommer zu halten sein?

Born: „Es wäre vermessen zu sagen, es gibt dafür eine Garantie. Wichtig ist sicher, dass er mit Werder einen Titel gewinnt. Andererseits ist er bei uns der Spieler, um den sich alles dreht. Und das gefällt ihm ganz gut. “

BILD: Sie meinen, bei Real wäre er ein Star unter vielen?

Born: „Ich weiß, dass er viel mit Robinho telefoniert. Und der sagt ihm manchmal, dass er beim nächsten Spiel von Real nicht mal im Bus sitzt. Diesen Ärger hat er in Bremen nicht.“

BILD: Gab es bisher schon ein einziges konkretes Angebot für Diego?

Born: „Nein, da ist bisher nichts eingegangen.“

BILD: Überrascht es Sie, wie professionell Diego mit 22 Jahren ist?

Born: „Das ist Wahnsinn, er versprüht pure Sympathie. Diego hat eine Ausstrahlung, ein Lächeln, den möchte man liebsten mal knuddeln! So einen Fußballer habe ich in meinem Leben noch nie gesehen.“

BILD: Wer ist für Sie Werders Spieler der Hinrunde?

Born: „Diego. Und natürlich Ivan Klasnic. Er ist ein typisches Wunder von der Weser. Auch wenn Ivan das mit seiner unglaublichen Willensstärke erzwungen hat. Toll, dass er gegen Leverkusen noch zwei Tore erzielt hat.“

BILD: Wer ist für Sie eine Enttäuschung?

Born: „Unser großes Verletzungspech! Das war kaum auszuhalten.“

Diego - Der effektive Zauberer

Es war der 22. September dieses Jahres, als man sich bei Werder Bremen zu einer ungewöhnlichen Aktion entschied. Laufen Vertragsverlängerungen oft im Stillen ab und werden dann mit einem kurzen Vierzeiler per Pressemitteilung publik gemacht, so ging man bei den ansonsten vom Naturell her eher rationalen Norddeutschen an diesem Tag einen völlig anderen Weg. Die Unterschrift unter die Vertragsverlängerung war schon längst getrocknet, als Stadionsprecher Arnd Zeigler an jenem Samstagnachmittag kurz vor dem Anstoß der Partie der Grün-Weißen gegen den VfB Stuttgart das Mikrofon nahm und verkündete: "Diego hat seinen Vertrag vorzeitig bis 2011 verlängert." Der Jubel der daraufhin auf den Rängen ausbrach, erschütterte das altehrwürdige Weserstadion in seinen Grundfesten.

Minutenlange Ovationen

Minutenlang feierten die Hansestädter derart temperamentvoll, dass man das Stadion genauso gut in Italien, der Türkei oder Griechenland vermuten konnte, wo südländische Begeisterung an der Tagesordnung ist. Diese Euphorie übertrug sich anschließend auch auf das gesamte Team, Werder stürmte zu einem 4:1-Sieg. Dass die Fans so enthusiastisch reagierten hat allerdings einen einfachen Grund: Diego ist Werder und Werder ist Diego – auch wenn das weder der zurückhaltende Brasilianer noch der Verein in dieser Form zugeben würden, aber derjenige, der in einer starken und homogenen Truppe herausragt und den entscheidenden Unterschied macht, ist der 1,74 Meter große Spielmacher.

"Außergewöhnliche Fähigkeiten"

Im Sommer 2006 kam er als bis dato teuerster Einkauf der Vereinsgeschichte vom FC Porto an die Weser, rund sechs Millionen Euro Ablöse sollen geflossen sein. Angekündigt wurde er von Manager Klaus Allofs mit den Worten: "Er hat außergewöhnliche Fähigkeiten." Und schon nach 180 Minuten jubelte die ganze Liga über Diegos Paarung aus Effektivität und spielerischer Eleganz. Mit vier Torvorlagen und einem selbst erzielten Treffer stürmte er sofort an die Spitze der Scorer-Liste und in die Herzen aller Fußballfans in Deutschland, nicht nur in die der Bremer.

Top-Scorer

"Diego Werderdona" titelte damals die BILD-Zeitung in Anlehnung an Diego Maradona, den unvergessenen Ballzauberer aus Argentinien. Doch im Gegensatz zu dem exzentrischen Star der 80er Jahre zaubert Diego Riba de Cunhas, wie der inzwischen 22-Jährige mit vollem Namen heißt, mannschaftsdienlicher als das Vorbild einer ganzen Generation. Diese Effektivität ist es, die ihn so unvergleichlich stark macht und so führt er die Scorer-Liste auch in dieser Saison wieder an. Neun Tore hat er selbst erzielt, an sieben weiteren war er – oft mit technischen Kabinettstückchen – entscheidend beteiligt, das ist schlichtweg herausragend.

"Einfach beeindruckend"

"Er ist ein Spieler, der ein Spiel alleine entscheiden kann", weiß Werder-Trainer Thomas Schaaf genau, welches Juwel er da in seinen Reihen hat. Dass Diego es in diesem Alter bereits schafft, seine Form beinahe immer abzurufen, egal ob in der Liga gegen den FC Hansa Rostock oder in der UEFA Champions League gegen Real Madrid CF, macht dem neutralen Betrachter die Sache beinahe unheimlich. Gemeinsam mit Franck Ribéry vom FC Bayern München ist der brasilianische Nationalspieler der Akteur, der die Liga Woche für Woche verzaubert und sogar beim vielleicht größten Fußballer aller Zeiten, Pelé, für Begeisterung sorgt: "Die Ballbeherrschung zeichnet ihn aus. Sie ist einfach beeindruckend", schwärmt die Fußball-Legende auf der Werder-Homepage.

Ziel: Titel

Solche Aussagen wecken natürlich die Begehrlichkeiten anderer Vereine und so machten in letzter Zeit die ganz großen Namen am Weserstadion die Runde. Real Madrid etwa sollte Interesse haben – auch das kann man getrost als Auszeichnung bewerten. Doch mit der vorzeitigen Vertragsverlängerung haben die Werder-Verantwortlichen ein Zeichen gesetzt. Diego wird zumindest vorerst in Bremen zaubern und dafür sorgen, dass die Hansestädter der ärgste Bayern-Verfolger bleiben. "Ich bin hierher gekommen, um Titel zu holen", hat er einmal gesagt. Und wenn dies gelingt, werden die Jubelstürme wohl noch ein wenig heftiger sein, als bei der Verkündung seiner Vertragsverlängerung.

Diego ist Fußballer des Monats Dezember

Nicht zu stoppen: Diego Ribas da Cunha. Mit der überragenden Mehrheit von 81,02 Prozent aller Stimmen hat Werder-Profi Diego die Wahl zum Fußballer des Monats Dezember gewonnen. Damit erhält der Brasilianer zum fünften Mal diese Auszeichnung, die von der Deutschen Fußball Liga (DFL), dem Magazin „Kicker“ und dem Deutschen Sportfernsehen (DSF) vergeben wird. Das schaffte vor ihm kein anderer Spieler der Bundesliga.

"Fußball ist mein Leben"

Diego, mit vollständigem Namen Diego Ribas da Cunha, ist Regisseur und Torschütze bei Werder Bremen und eine Attraktion in der Bundesliga. Seine Spielweise ist brasilianisch, doch im Interview spricht er auch über europäische Tugenden, die er für sich entdeckt.

bundesliga.de: Diego, als Fußballer trumpfen Sie zweifellos brasilianisch auf, sonst aber wirken Sie vom Typ her fast ein wenig wie ein Europäer. Ein richtiger Eindruck?

Diego: Das kann schon zutreffend sein. Schon in der Zeit als Fußballer in Brasilien habe ich immer versucht, sehr professionell zu leben und zu arbeiten, zum Beispiel pünktlich zu sein. Seit ich in Portugal gewesen bin und jetzt in der Bundesliga spiele, bin ich in dieser Hinsicht vielleicht noch ein wenig europäischer geworden.

bundesliga.de: Es wird viel berichtet über Ihren direkten Kontakt zu Brasiliens Idol Pele, der wie Sie selbst beim FC Santos spielte. Ist das so zutreffend oder eher eine schöne Geschichte der Medien?

Diego: Es gibt keine sehr enge Beziehung zwischen uns. Aber zwei- oder drei Mal habe ich mich mit Pele getroffen, und mit diesem großartigen Fußballspieler aus meinem Heimatland zusammen sein zu können, ist für mich natürlich eine große Freude und ein ganz besonderes Vergnügen gewesen.

bundesliga.de: Zum Fußball kommt man in Brasilien automatisch. Wie ist Ihre Entwicklung dort verlaufen?

Diego: Meine Karriere begann tatsächlich sehr früh. Schon mit 16 Jahren bin ich Profi geworden und mit 17 - als jüngster Spieler überhaupt in der dortigen Geschichte - auch brasilianischer Meister. Es verlief also alles sehr schnell und positiv.

bundesliga.de: In diesem Herbst wurde die Fußball-Weltmeisterschaft 2014 nach Brasilien vergeben. Welche Chance bedeutet diese große Aufgabe für Ihr Heimatland?

Diego: Ein solch außergewöhnliches Ereignis wie eine Fußball-Weltmeisterschaft kann in jedem Fall eine sehr bedeutsame Hilfe für unser Land sein, nicht nur in sportlicher Hinsicht, sondern auch wirtschaftlich, zum Beispiel für den Tourismus in Brasilien. Auch wird die gesamte Infrastruktur durch die Weltmeisterschaft zweifellos auf vielen Ebenen ausgebaut und verbessert. Genau wie 2006, als Deutschland einen riesigen Aufschwung erlebt hat. Und ich habe zwei Jahre davor auch in Portugal selbst miterlebt, wie enorm die positiven Auswirkungen durch die Europameisterschaft dort für das Land waren. So etwas erhoffen wir uns natürlich auch für Brasilien.

bundesliga.de: Ihre Karriere eröffnet Ihnen viele Möglichkeiten, sich auch sozial zu engagieren. Was tun Sie?

Diego: Für mich persönlich ist es aufgrund meiner Möglichkeiten, helfen zu können, eine Selbstverständlichkeit, mich für andere einzusetzen. Und eigentlich sollte jeder, der dazu in der Lage ist, einen solchen Beitrag für benachteilige Menschen leisten. Unser Projekt, das ‚Gol Amigo heißt und durch das wir seit 2006 versuchen, Kinder in meinem Heimatort Ribeirão Preto zu unterstützen, wird von Familienmitgliedern und Freunden organisiert, weil mir selbst dazu natürlich aufgrund der Entfernung die Möglichkeit fehlt, mich regelmäßig selbst darum zu kümmern.

bundesliga.de: Wie halten Sie sonst Kontakt in Ihre Heimat?

Diego: Durch häufiges Telefonieren, per E-Mail. Und die Besuche in Brasilien bei Spielen mit der Nationalmannschaft helfen auch ein wenig über ein gewisses Heimweh hinweg, das sicherlich bei jedem vorhanden ist, der sich weit weg von seinem eigentlichen Zuhause aufhält.

bundesliga.de: Spüren Sie bei solchen Aufenthalten in der Heimat, dass man die Bundesliga mittlerweile auch in Brasilien live im Fernsehen verfolgen kann?

Diego: Der deutsche Fußball gewinnt dort immer mehr an Ansehen, die Bundesliga hat dort einen hohen Stellenwert bekommen. Das merke ich zum Beispiel dadurch, dass es in Brasilien auch viele Fans gibt, die Trikots der verschiedenen Bundesliga-Clubs tragen.

bundesliga.de: Ihr Schritt nach Europa erfolgte sehr früh. Auf der ersten Station in Portugal hat Ihnen sicher die Sprache geholfen. Was gab später den Ausschlag für Ihren Wechsel nach Bremen?

Diego: Schon vor meinem Wechsel zum FC Porto gab es ja Kontakt nach Bremen, wollte Werder mich verpflichten, was zunächst aber nicht geklappt hat. Seit dieser Zeit habe ich den Club immer verfolgt, und ich war sehr beeindruckt von dem großen Interesse, das ich von Werder- Seite spüren konnte. Dadurch wurde meine Entscheidung sicherlich beeinflusst.

bundesliga.de: Welche Personen waren für Sie besonders wichtig und hilfreich?

Diego: Natürlich Trainer Thomas Schaaf und Sportdirektor Klaus Allofs, die mich unbedingt haben wollten. Gerade in der Anfangszeit aber auch Herr Born (Vorsitzender der Geschäftsführung, d. Red.), der früher ja einmal beruflich in Südamerika tätig war. Wenn man sich mit ei nem Verantwortlichen dann auch einmal in seiner eigenen Muttersprache unterhalten kann beim Abendessen, schon in meinem Heimatland, ist das sehr wichtig. Das hat mir eine gewisse Sicherheit gegeben, ein gutes Gefühl für Werder Bremen.

bundesliga.de: Wie weit haben sich Ihre Deutschkenntnisse inzwischen entwickelt?

Diego: Auf jeden Fall habe ich den großen Wunsch und auch den Antrieb, deutsch zu lernen. Aber es ist für uns Lateinamerikaner eine sehr schwierige Sprache aufgrund der großen Unterschiedlichkeit. Zwar nehme ich Deutschunterricht, aber das Sprechen fällt mir doch immer noch ziemlich schwer. Immerhin verstehe ich inzwischen schon sehr viel. Das ist leichter, vor allem bei den Dingen, die sich wiederholen, die man also schon kennt. Aber lernen möchte ich die deutsche Sprache schon noch.

bundesliga.de: Ganz ehrlich: Was wussten Sie vor Ihrem Wechsel zu Werder von Bremen und von Deutschland über den Fußball hinaus?

Diego: Dass es in Deutschland von den Temperaturen her ziemlich kalt ist, dass Deutschland sehr gut organisiert ist in vielen wichtigen Bereichen, ein Land der ersten Welt, mit viel Grün. In meinem Kopf hatte ich von Deutschland ein gutes Bild.

bundesliga.de: Und wie sieht dieses Bild nach eineinhalb Jahren in Deutschland aus?

Diego: Dieses positive Bild ist noch verbessert worden. Die Deutschen gelten nach unserer Meinung eigentlich als eher reserviert. Ich habe sie als ausgesprochen freundlich kennen gelernt, auch als humorvoll. Meine Erwartungen, und das sage ich nicht nur aus Höflichkeit, wurden noch übertroffen.

bundesliga.de: Die Bundesliga-Stadien sind hier durchweg sehr gut besucht, was auch an Spielern wie Ihnen liegt. Hatten Sie sich eine so gute Stimmung bei den Fans erwartet?

Diego: Schon bevor ich nach Bremen kam, habe ich die Bundesliga oftmals im Fernsehen verfolgt und dabei natürlich auch immer die vielen Fans registriert. Diese großartige Atmosphäre selbst als Spieler in den Stadien zu erleben, ist toll, motiviert und inspiriert mich noch zusätzlich wie wohl jeden Spieler. Auch dadurch fühle ich mich hier ausgesprochen wohl.

bundesliga.de: Ist auch ausgelassenes Tanzen nach Toren für Werder Bremen – zusammen mit Hugo Almeida und Boubacar Sanogo zum Beispiel – ebenfalls ein Ausdruck einer gewissen Leichtigkeit, die zu Ihrer Art Fußball zu spielen gehört?

Diego: Das passiert bei uns ganz spontan. Wir sind alle gute Freunde, nicht nur Hugo, Boubacar und ich, und nach den Toren muss man seine Freude einfach auf diese spezielle Art herauslassen. Eine Erklärung dafür, was dort dann aus der jeweiligen Situation heraus passiert und welche Tanzeinlage wir dann aufführen, gibt es aber nicht.

bundesliga.de: Was ist Ihr besonderer persönlicher Antrieb im Fußball? Geht es ausschließlich darum, erfolgreich zu sein, Titel zu sammeln?

Diego: Fußball ist mein Leben. Deshalb ist es besonders wichtig, gesund zu sein und das machen zu können, was ich am meisten liebe, eben Fußball zu spielen.

bundesliga.de: Und wenn die WM in Brasilien stattfindet, sind Sie mit dann 29 Jahren im besten Fußballer-Alter.

Diego: Das stimmt. Und ich hoffe, dass ich bis dahin konstant auf hohem Niveau spielen und mich noch sehr viel weiterentwickeln kann. Denn es wäre für mich sicherlich die Erfüllung eines großen Traums, eine Weltmeisterschaft im eigenen Land und vor den eigenen Fans spielen zu können. Aber bis dahin ist es doch noch eine sehr lange Strecke, die man Schritt für Schritt gehen muss.

bundesliga.de: Und wie oft können Sie bis dahin die Deutsche Meisterschaft feiern?

Diego: Ich hoffe, mindestens drei Mal.

bundesliga.de: Wie realistisch ist dieser Erfolg mit Werder Bremen schon in der laufenden Saison?

Diego: Mit einer Mannschaft von dieser hohen Qualität der einzelnen Spieler und der Trainer wie bei Werder Bremen, dazu von der gesamten Struktur des Clubs, muss es einfach unser Anspruch sein, Deutscher Meister werden zu wollen. Und wenn man die Entwicklung in der Tabelle im Verlauf der Bundesliga- Hinrunde verfolgt, dann ist dieses Ziel für uns auch durchaus realistisch.