Klopp kommt zum BVB
Von Christoph Ruf
Wechsel bestätigt: Jürgen Klopp wird neuer Trainer von Borussia Dortmund. Dort erwartet ihn die schwere Aufgabe, ein Ensemble auf Erfolg zu trimmen, das zwar den Einzug in den Uefa-Cup schaffte, in der Liga aber motivationslos vor sich hin dümpelte.
Hamburg - Nun ist es also offiziell: Jürgen Klopp ist neuer Trainer des BVB. Der ehemalige Mainzer Coach unterschrieb bei den Westfalen einen Vertrag bis 2010 und bringt seinen bisherigen Co-Trainer Zeljko Buvac mit. "Wir haben nur und aussschließlich mit Jürgen Klopp gesprochen", betonte Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke, Manager Michael Zorc lobte Klopp als Kandidaten, der "gut zu dieser Region passt, wo Fußball vielleicht intensiver gelebt wird als in anderen Regionen. Er steht für offensiven und attraktiven Fußball. Ich bin mir sicher, dass er die Mannschaft weiter entwickeln wird."
Für Klopp ist Borussia Dortmund die logische nächste Etappe auf der Karriereleiter, vom Status her liegt die Borussia irgendwo zwischen Champions-League-Aspiranten wie Bayern München, Schalke 04 oder Werder Bremen und reinen Zählkandidaten wie Bielefeld oder Frankfurt. "Es ist für mich eine Ehre, Trainer des BVB zu sein und dem Verein zu helfen, wieder in die Spur zu bringen. Das ist eine großartige Geschichte. Ich habe riesige Lust, das zu machen", betonte Klopp.
Der BVB dürfte ein dankbares Betätigungsfeld für den ehrgeizigen Schwaben sein, schließlich ist die schwarz-gelbe Fangemeinde durch jahrelange sportliche wie ökonomische Misswirtschaft so anspruchslos geworden, dass schon ein paar engagierte Heim-Auftritte genügen dürften, um die stehende Gefolgschaft in der Südkurve wieder mit dem Team zu versöhnen.
Klopp passt zudem als Typus ins proletarische Dortmunder Milieu. Wer ihn nach seinem Lieblingsessen oder gar dem präferierten Rotwein fragt, erlebt einen Jürgen Klopp, der kurzzeitig so verdutzt guckt, als habe man sich gerade nach seiner Meinung zu einem Präsidentschaftswahlkampf in Lateinamerika erkundigt. Auch wenn er in den letzten Monaten heimlich still und leise an der Verbürgerlichung seines Outfits gearbeitet hat - die Themen, die in Berlin-Mitte für relevant gehalten werden, sind nicht seine. Klopp trinkt im Zweifelsfall das Pils, das ihm derjenige in die Hand drückt, mit dem er gerade über das vergangene Spiel fachsimpelt und lässt sich - wie jeder kluge Ehemann - von seiner Gattin in Modefragen beraten.
Echte Leidenschaft entwickelt er bei anderen Themen. Beim Fußball. Dann, wenn seine Mannschaft nach jedem Ball giert und konsequent den Torerfolg sucht. Dann, wenn die Atmosphäre von den Rängen die Spieler auf dem Platz antreibt. Dann, wenn die Stimmung entsteht, die Fußballspiele des FSV Mainz 05 in der fußballerisch einst so tristen Landeshauptstadt in den letzten Jahren zum Erweckungserlebnis in Sachen Fußballatmosphäre machten. Die Emotionen, die Klopp nach dem Saisonfinish am Bruchweg übermannten, sind ebenso authentisch wie seine Hochachtung vor der Atmosphäre in Dortmund, die er vor Mainzer Auswärtsspielen immer besonders hervorhob. "Die Südtribüne, diese gelbe Wand, das ist mit das Beeindruckendste was es gibt", sagte Klopp bei seiner Vorstellung, "es gibt nun weiß Gott Unangenehmeres als einen Anruf von Borussia Dortmund."
Auf die sportliche Zielsetzung angesprochen, mahnte er Geduld an: "Mein Ziel ist es schon, den Verein dorthin zu bringen, wo er einmal war. Wir müssen uns nur über die Schrittlänge auf dem Weg dorthin einigen." Ihm schwebt ein schneller, offensiver Fußball vor, Spiele der Dortmunder Borussia müssten einen "Wiedererkennungswert" haben, sagte Klopp. "Es wird einen klaren Rahmen geben, der von extremer Disziplin geprägt ist, sich aber nah am Menschen orientieren muss. Wer den nicht einhält, hat keine Möglichkeit zu spielen."
Die Verpflichtung von Jürgen Klopp macht derweil offenbar nicht nur eingefleischte BVB-Sympathisanten glücklich, wie ein Blick auf die Homepage des langjährigen Mainzer Trainers zeigt. Dort meldete sich ein hoffnungsfroher BVB-Aktionär zu Wort. "Ich finde es super, dass Sie zum BVB gehen. Zwar ist dieser Verein so gar nicht meine Mannschaft, aber ich habe reichlich Aktien von denen", so der Teilhaber. "Da ich großes Vertrauen in Sie setzte, und weiß, was Sie können, freue ich mich schon auf meinen Zuwachs im Portemonnaie."